Ist mein Rücken krank? | 4 min Lesezeit

Welche Therapie gegen Rückenschmerzen hilft am besten? Empfehlungen aus der Wissenschaft

Verfasst von Theresia Lechner
Experten Leitlinie Rückenschmerzen

Folgende Situation kommt dir vielleicht bekannt vor: du hast akute oder wiederkehrende Rückenschmerzen. Aus diesem Grund gehst du zu zwei verschiedenen Orthopäden. Da 85% der Rückenschmerzen unspezifisch sind [1], finden sie höchstwahrscheinlich keine wirkliche Ursache für deine Rückenschmerzen. Trotzdem bekommst du natürlich zwei verschiedene Empfehlungen, was du bezüglich der Schmerzen tun sollst. Dazu geben auch noch deine Nachbarin, dein bester Freund und Dr. Google ihren Expertentipp ab. Und die Anzahl an Therapieangeboten ist riesig: Akkupunktur, Physiotherapie, Operationen und so weiter und so fort. Du weißt jetzt gar nicht mehr, was eigentlich stimmt und welche Therapie gegen Rückenschmerzen dir helfen könnte?

Dieser Artikel gibt dir klare Empfehlungen, welche Therapie gegen Rückenschmerzen wirklich hilft und was darüber hinaus nachweislich Sinn macht und was nicht. Und zwar an Hand der deutschen und österreichischen Leitlinien für unspezifische Rückenschmerzen. Diese Leitlinien werden von einem großen Expertenteam aus Ärzten, Physiotherapeuten, Psychotherapeuten und Wissenschaftlern zusammengestellt. Du kannst dich also auf diese Empfehlungen verlassen.

Medikamente gibt es viele und mehrere Wege sind möglich
Es gibt dutzende Therapieangebote gegen Rückenschmerzen, deswegen ist es umso wichtiger zu wissen, welche wirklich weiterhelfen

Welcher Rückenschmerztyp bin ich?

Bevor es mit den Empfehlungen losgehen kann, hier noch mal eine kleine Aufzählung, an Hand derer du dich entsprechenden Rückenschmerz Typen zuordnen kannst. Je nach Dauer deiner Rückenschmerzen, werden diese nämlich in verschiedene Katgeorien eingeteilt [2]:

  • akute Rückenschmerzen = Schmerzdauer 1-4 Wochen
  • akute wiederauftretende Rückenschmerzen = wenn eine neue Rückenschmerzepisode nach 6 Monaten Symptomfreiheit wieder auftritt
  • subakute Rückenschmerzen = Schmerzdauer 5-12 Woche
  • chronische Rückenschmerzen = Schmerzdauer >12 Wochen oder immer wiederkehrendes Auftreten von Rückenschmerzen innerhalb von 6 Monaten
  • chronisch wiederauftretende Rückenschmerzen = wenn eine neue Rückenschmerzepisode innerhalb eines Jahres nach Symptomfreiheit wieder auftritt

Dabei ist es wichtig, dass du weißt, dass diese zeitlichen Angaben eher als grobe Orientierung gelten und es durchaus fließende Übergänge zwischen den verschiedenen Stadien gibt. Gerade was den Übergang von akuten/subakuten Rückenschmerzen zu chronischen Rückenschmerzen anbelangt. Das ist nämlich eine durchaus individuelle Angelegenheit, die von mehreren Faktoren abhängig ist [2].

In diesem Artikel werden ich dir Empfehlungen für akute und subakute Rückenschmerzen geben, also die ersten drei Typen. Wenn es um die richtige Therapie gegen Rückenschmerzen geht, ist sehr wichtig zwischen chronischen und akuten Rückenschmerzen zu unterscheiden. Diese beiden Arten von Rückenschmerzen müssen nämlich teilweise sehr unterschiedlich behandelt werden [1,2].

Wenn du wegen akuten Rückenschmerzen zum Arzt gehst, sollte dieser zunächst nach relevanten Hinweisen auf einen gefährlichen Verlauf (siehe „BesserWissen“ Box  in diesem Artikel) suchen. Gibt es bei dir solche Hinweise nicht, ist ein MRT/Röntgenbild oder eine Laboruntersuchung des Blutes unnötig. Vielmehr ist es wichtig, dass dich dein Arzt ausführlich zu deinen Schmerzen (und deiner momentanen Lebenssituation) befragt und körperlich untersucht. Zusätzlich sollte er sich Zeit nehmen, alle deine Frage zu beantworten, so dass du dich gut informiert fühlst [1,2].

Die Therapie gegen Rückenschmerzen richtet sich nach dem Schmerztyp, der in diesem Diagramm ermittelt werden kann
Um die richtige Therapie gegen Rückenschmerzen für dich zu finden, kannst du an Hand dieser Tabelle herausfinden welcher Schmerztyp du bist

Bewegung, Wärme und Co.: Welche Therapie gegen Rückenschmerzen hilft wirklich?

Wir starten mit den empfohlenen nicht-medikamentösen Therapieverfahren. Hierzu sind die Maßnahmen nach Empfehlungsgraden geordnet. Das heißt, dass zunächst die Dinge aufgelistet sind, die den höchsten Empfehlungsgrad bei akuten und unspezifischen Rückenschmerzen aufweisen [1]:

  • Aktive Bewegung
  • Wärmeapplikationen, vor allem in Kombination mit Bewegungstherapie und Training
  • Teilnahme an einer Rehasportgruppe (vorallem wenn du auf Grund deiner Rückenschmerzen nicht mehr zur Arbeit kannst oder sonst alltägliche Aktivitäten nicht mehr möglich sind)
  • eine Verhaltenstherapie bei einem Psychotherapeuten (vorallem wenn du gerade noch mit psychischen oder sozialen Schwierigkeiten, wie zum Beispiel Ängste oder Beziehungsstress zu kämpfen hast)

Zusätzlich zu den obengenannten Punkten, kannst du auch noch einen Physiotherapeuten aufsuchen (am besten wirken gezielte Mobilisationen und Manipulationen deiner Wirbelsäule). Möglicherweise hilft auch eine Rückenmassage. Jedoch nur, wenn sie an aktive Übungen gekoppelt ist. Gerade, wenn du schon viele andere Sachen erfolglos probiert hast, kannst du versuchen mit einer Akkupunkturbehandlung oder progressiver Muskelentspannung deine Schmerzen zu reduzieren.

Wärmeflasche und Sportschuhe als Alternative zu Medikamente gegen Rückenschmerzen
Wärme in Kombination mit Bewegung, Bewegungstherapie oder Trainingstherapie sind gute Helfer gegen Rückenschmerzen

Bettruhe, Kinesiotape und Co.: Welche Therapie gegen Rückenschmerzen hilft nicht?

Du weißt jetzt schon, was dir weiterhelfen kann, wenn du akute Rückenschmerzen hast. Da dir aber sicher noch viele andere großartige Behandlungen angeboten werden, ist es auch wichtig zu wissen, was bei Rückenschmerzen NICHT weiterhilft. Im Folgenden bekommst du eine Liste all der Therapieangebote von denen die Leitlinien abraten. Dazu gehören alle Maßnahmen, die bis dato keine erwiesene positive Auswirkung auf Rückenschmerzen haben [1,2]:

  • Bettruhe
  • Kinesio-Taping
  • Medizinische Hilfsmittel (Rückenorthesen und Schuheinlagen)
  • Magnetfeldtherapie
  • Perkutane elektrische Nervenstimulation (PENS)
  • Kältetherapie
  • Traktion am Gerät
  • Lasertherapie
  • Massage (nicht gekoppelt an aktive Übungen)
  • TENS (transkutane elektrische Nervenstimulation)
  • Therapeutischer Ultraschall
  • Ergotherapie
Kinesiotape gegen Rückenschmerzen
Das Kinesiotape am Rücken schaut zwar schön aus, seine Wirksamkeit gegen Rückenschmerzen konnte aber bis dato nicht nachgewiesen werden

Was du über die beste Therapie gegen Rückenschmerzen gelernt hast

Du weißt jetzt, dass Bewegung in Kombination mit Wärme eine wirksame Therapie gegen akute und unspezifische Rückenschmerzen darstellt. Achte also darauf, dass du in Bewegung bleibst, sowohl zu Hause, als auch im Büro. Regelmäßige Erinnerungen an Bewegung können dir zum Beispiel helfen, aktiver zu Sitzen. Aber auch Entspannung hilft.

Zusätzlich weißt du jetzt, dass es auch viele Therapieformen gibt, deren Wirksamkeit nicht vorhanden ist oder bis jetzt nicht nachgewiesen werden konnte. Zum Beispiel Kinesiotaping oder Massagen. Noch mehr Tipps und Tricks gegen akute Rückenschmerzen findest du in diesem Artikel.  Außerdem habe ich für dich auch noch verschiedene Medikamente zusammengefasst, die dir bei Rückenschmerzen weiterhelfen können.

Besser Wissen

Operative Verfahren sind nicht dazu geeignet akute unspezifische Rückenschmerzen zu behandeln. Rückenoperationen, sollten wenn überhaupt nur dann vorgenommen werden, wenn es eine spezifische Ursache gibt, was bei über 80% der Rückenschmerzen nicht der Fall ist.

Degenerative Veränderungen, wie zum Beispiele Bandscheibenvorfälle oder Gelenkabnutzungen, die in einem gewisse Alter ganz normal sind, gelten dabei nicht automatisch als Anlass für eine Operation. Oft handelt es sich dabei um Zufallsbefunde, die nicht der Grund für deine Schmerzen sind [1].

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.